|
Erentrudisstraße 5 5020 Salzburg
Architektur: Robert Kramreiter (1958-1960)
Zugänglichkeit: Öffentlich zugänglich
Erreichbarkeit: Haltestelle „Herrnau“ Buslinie 3, 8
|
|
Für den in den 1950-Jahren durch Wohnbauten rasch wachsenden Stadtteil Herrnau entstand unter Erzbischof Andreas Rohracher ein sakraler Bezirk mit Pfarrhof, einem Kloster samt eigener Kapelle für den aus Böhmen vertriebenen Orden der Eucharistie-Schwestern und einem Pfarrkindergarten. Das Herzstück dieser Anlage ist die Pfarrkirche St. Erentrudis. Ihre konvex gekrümmte Fassade umschließt zusammen mit der seitlich vorgelagerten Werktagskapelle und dem 42 m hohen, nur über eine gedeckte Passerelle mit Hauptgebäude verbundenen Glockenturm eine Kirchplatz, der einige Stufen über dem umgebenden Straßenniveau liegt. Der annähernd halbrunde, arenaartigen Kirchenraum fällt zum Altar hin leicht ab, während das Presbyterium wiederum durch einige Stufen von der Gemeinde getrennt, gleich einer Bühne inszeniert wird. Die Struktur des Innenraums erinnert an ein Großkino mit Balkon nur richtete sich der Blick auf keine Leinwand, sondern auf das riesige, die gesamte Apsis einnehmende, 180 m2 große Betonglasfenster von Maria Bilger. Diese üppige, geradezu barocke Inszenierung lehnten einige Zeitgenossen entschieden ab. Friedrich Achleitner meinte etwa, dass die vorne imposant geblähten Flächen hinten chaotisch und kleinlich aufeinanderstoßen, und „Der Turm versinkt in dieser peinlichen Demonstration eines gestalterischen Bankrotts.“
Dieses vernichtende Urteil verweist auf einen historischen Konflikt. Ein Bau wie der von Kramreiter steht dabei auf der einen, die nur einige Jahre ältere, in der Auffassung aber ungleich modernere Pfarrkirche Parsch der arbeitsgruppe 4 auf der anderen Seite. Aus der historischen Distanz betrachtet, vermag man heute in diesen Antipoden, dennoch den vielleicht letzten Versuch erkennen, ein kirchliches Gesamtkunstwerk zu schaffen.
(IAS) |
|
|
Fotograf unbekannt |
|
|