Rainerstraße 28 (Hotel), 30 (Büro- und Gewerbetrakt) 5020 Salzburg
Architektur: HALLE 1 (2015-2019)
Zugänglichkeit: Zu den Öffnungszeiten
Erreichbarkeit: Fußnähe Hauptbahnhof
Fantastischer Blick auf die Stadt Salzburg von der Rooftop-Bar im arte Hotel!
Es gibt wohl nur wenige Städte auf der Welt, wo neue Hochhäuser nicht zu Diskussionen führen. Das war auch im Jahr 1956 der Fall, als in Salzburg das Hotel Europa eröffnet wurde. Dieses hat nun mit dem »Perron« ein städtebauliches Pendant erhalten, bestehend aus einem fünfgeschoßigen länglichen Baukörper parallel zum Bahndamm und einem 15-geschoßigen Hotelturm. Dieser gläserne Hochpunkt übernimmt eine in mehrere Richtungen signifikante Portalfunktion. Bekrönt wird er von einem attraktiven, in Stahlleichtbauweise aufgesetzten Barbereich mit Galerieebene. Um die außergewöhnliche Situation des an der schmalsten Stelle nur 10,5 Meter breiten Baufeldes erlebbar zu machen, besitzen die beiden neuen Häuser eine über Langhaus und Turm durchlaufende zweigeschoßige, transparente Sockelzone. Sie übernimmt überdies eine Quervermittlung von der zum Boulevard aufgewerteten Rainerstraße zum 3,85 Meter höher gelegenen Niveau des Bahnsteigs.
Das ehrwürdige Salzburger Künstlerhaus entschloss sich unter seiner damaligen Leiterin Hildegund Amanshauser zu einem facelifting. Von Elsa Prochazkas Gesamtkonzept blieb jedoch nur die Gestaltung des Caféinnenraums. Die davor liegende Glasterrasse zur Salzach hin wurde später von Halle 1 appliziert.
Das Hotel war DAS Zeichen des Nachkriegsaufschwungs in der Stadt Salzburg. Sparsam in Konstruktion und Materialien, einfallsreich im Detail bis zum auch vom Gang aus zugänglichen Schuhkästchen neben den Zimmertüren, mit zeitgenössischen Mosaiken außen sowie Fresken und Bildern innen geschmückt. Berühmt der Blick vom Café im 13. Stock. Durch die aufkommende Bürgerbewegung in den 1970er Jahren mit den massiven Zylatürmen am Bahnhofsvorplatz in einen Topf geworfen, bestand in den 1990er Jahren der Plan das Hotel durch einen Neubau zu ersetzen. Dies wurde erfolgreich verhindert, allerdings folgte danach eine „Sanierung“, die viele der Besonderheiten, zb die originalen Zimmereinrichtungen aus den 50iger Jahren, zerstörte.
Ein Um- und Zubau am nordwestlichen Hang des Mönchsbergs, Teil der Altstadt-Schutzzone, vereint dieses Ensemble klare zeitgenössische Elemente mit liebevoller Renovierung der Bestandsbauten. Die einzelnen Bereiche Geschäft, Bar, Küche, Seminarräume, Innenhof sowie Weinkeller und Gastraum im Berginneren sind abwechslungsreich gestaltet und teilweise spektakulär inszeniert.
Nachdem der Plan, eine Zentralgarage auf dem Ford-Schmidt-Gelände zu errichten, von einer Bürgerinitiative verhindert wurde, wollte man das Areal an einen Hotelbetreiber veräußern. Das Siegerprojekt des Wettbewerbs blieb – wie so oft – auf der Strecke. Jahre später schildert der portugiesische Architekt Eduardo Souto de Moura seine Erfahrungen: „ [...] Dann wurde dieses Projekt geändert, ohne mein Wissen, und nachdem ich davon erfahren hatte, führte ich einen Prozeß vor Gericht. [...] Ich fand dieses Verfahren sehr seltsam in einem zivilisierten Land wie Österreich, und es befremdete mich, wie man mich behandelte.“
Die Kränkung, die aus diesem Text spricht, zeigt auch, wie Salzburg seinen Ruf beschädigt. (IAS)