Aus einem europaweiten, zweistufigen Wettbewerb gingen die Salzburger Architekten Reiner Kaschl und Heide Mühlfellner als Sieger hervor. Sie entrümpelten die wertvollen Räume, die durch die Nutzung als Amtsgebäude vollkommen verbaut waren, stellten die Räumfolgen des Renaissancebaues wieder her und entwickelten einen konsistenten Museumsrundgang. Mit elegant, und im Detail perfekt gestalteten Elementen wie Eingangsbereich, Stiegenaufgängen, eingeschobenen Nebenräumen bis zu einem "White Cube" für Wechselausstellungen, der unter dem Innenhof liegt, schufen sie die Bedingungen für die zeitgemäße Präsentation der Landessammlungen. Ein wichtiges Element der ursprünglichen Planung, die Überdachung des Innenhofs, wurde nicht verwirklicht.
Aus einem europaweiten Wettbewerb mit 135 TeilnehmerInnen als Siegerprojekt hervorgegangen, leidet dieses Haus am fehlenden Mut der Auftraggeber, die anstatt eines Neubaus einen Umbau des Bestands bestellt hatten. Die Geschoßhöhen waren dadurch ebenso eingeschränkt wie die flächenmäßige Ausdehnung. In den oberen Geschoßen ist die innenräumliche Qualität, die Wegführung und die auch mit präzisen Details erreichte Atmosphäre auffallend, welche aber bei der symmetrisch ausgebildeten Schaufassade ins Tal der Altstadt nicht nach außen vermittelt wird.
Tipp für Kaffeeliebhaber*innen: Das "Café 220°" im Erdgeschoss!
Durch den Umbau des ehem. „Collegium Rupertinum“, das bis 1974 als Schülerheim genutzt wurde, entstand Salzburgs erstes Museum für moderne Kunst. Garstenauer legte damals den Arkadenhof, wie wir ihn in vielen Altstadthäusern finden, wieder frei und überdachte denselben mit einer Holz-Glas-Konstruktion als Witterungsschutz. Den Haupteingang verlegte er an die Wr.-Philharmoniker-Gasse, wodurch eine geräumige Eingangssituation mit einem Skulpturenhof entstand. Die Hoffassaden sind von Friedensreich Hundertwassers „Zungenbärten“ – ihre Anbringung führte in den 1980er-Jahren noch zu einem veritablen Kunstskandal – und den auf Garstenauer zurückgehenden Efeubewuchs geprägt. Mit der bewussten Einbindung der Natur war er ein Vorreiter für Fassadenbegrünungen. Nachdem diverse Räume seit der Eröffnung immer wieder unvorteilhaft verändert worden waren, konnten im Zuge der 2021/22 erfolgten Adaptierung (Maria Flöckner und Herrmann Schnöll in Zusammenarbeit mit Silvia Panek-Kößl) nicht nur ein barrierefreier Zugang geschaffen, sondern auch viele Qualitäten des Garstenauerschen Entwurfs wieder gewonnen werden. (IAS)
04Ungebautes Salzburg: Adaptierung des Kapitelsaals / Besucherzentrum für die Festung Hohensalzburg
Kapitelplatz 6 5020 Salzburg
Architektur: maria flöckner und hermann schnöll
Erreichbarkeit: Fußgängerzone Altstadt Salzburg
Der Kapitelsaal ist ein Veranstaltungsraum der Erzdiözese, der bauhistorisch gesehen keine besondere Bedeutung hat. Entstanden ist er Anfang der 1970er-Jahre, übrigens unter massivem Abbruch damals noch vorhandener Bausubstanz, nach Plänen des Salzburger Architekten Otto Prossinger. Das Bauamt der Erzdiözese lud 2009 mehrere Architekten zu einem Wettbewerb, um Ideen für die Neugestaltung des Saals zu erhalten. Flöckner/Schnöll setzten sich dabei mit einem Konzept durch, das eine Öffnung der Saalwand an der Bierjodlgasse vorsah. Die Altstadterhaltungskommission teilte diesen Ansatz nicht und verlangte eine Reduktion des Glasanteils. Die Architekten legten schließlich einen neuen Entwurf vor, der die Kommission überzeugte. Allerdings zog die Erzdiözese, wohl zermürbt von diesem jahrelangen Prozess, das Projekt zurück. (IAS)
1989 gewann Hans Hollein den vielleicht spektakulärsten jemals in Salzburg durchgeführten Wettbewerb. Herzstück des beeindruckenden Entwurfs ist ein aus dem Fels geschürfter, zum Plateau des Mönchsbergs sich trichterförmig weitender Raum, der von einer flachen, gläsernen Kuppel überwölbt wird. Auf der Ebene des Mönchsberg-Plateaus sollte zudem in einer natürlichen Senke eine lanzettförmige Ausstellungshalle entstehen. Die Idee scheiterte nicht zuletzt an der Uneinigkeit der Salzburger Politik und gilt heute noch vielen als die verspielte Chance schlechthin. Die Debatte in Salzburg bereitete schließlich den Boden für das Frank O. Gehry-Projekt in Bilbao, dessen Erfolg seitdem als „Bilbao-Effekt“ in unseren Wortschatz Eingang gefunden hat. (IAS)